Mario Mauroner Contemporary Art Vienna Exhibit – DE

Saatchi Gallery, London
3 OCTOBER - 19 NOVEMBER 2018

TESSELATE

MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART, VIENNA

3 SEPTEMBER – 3 OCTOBER 2021

Spectrum Series

Spectrum Series, 2021, enamel on aluminium, 150 x 450 cm

Spectrum

Rashid Al Khalifas jüngste Arbeiten aus der Serie Spectrum berücksichtigen die “Regeln der Wiederholung” in der Islamischen Kunst, eines der wichtigsten ästhetischen Prinzipien Islamischer Architektur. Die häufige Wiederholung einer Form in der Islamischen Kunst, wenn auch komplex, erzeugt die Illusion von Unendlichkeit, wobei der Rahmen, der das Muster halt, beliebig ist: das symmetrisch angeordnete Muster geht über die Grenzen des Rahmens hinaus. Die Harmonie entsteht aus diesem Zustand der Unendlichkeit. Die Arbeiten von Spectrum greifen solche Prinzipien auf und aktualisieren sie, indem sie mit strukturellen Attributen spielen, die auch an zeitgenössische arabischen Architektur erinnern und Farbe und Licht einbeziehen, die charakteristsich für die Landschaft von Bahrain sind.

Unsere Vorliebe für bestimmte Farben ist oft eine Reaktion auf unsere emotionale Befindlichkeit in gewissen Momenten unseres Lebens. Darüberhinaus mag unsere Reaktion auf ein besonderes Ereignis oder eine Situation beeinflußt sein von den Farben, von denen wir in dem Moment umgeben sind. Zum Beispiel, Ihre Entscheidung, bestimmte Farben an einem bestimmten Tag zu tragen, mag beeinflußt sein von Ihrem Umfeld oder Ihrer Gemütsverfassung, was wiederum Ihre Reaktion auf andere Farben beeinflußt, die Sie wahrnehmen.

Jedes Werk von Rashid Al Khalifas “Spectrum” gibt dem  Betrachter die Gelegenheit, die Arbeit persönlich zu erleben und eine persönliche Reaktion auf sie zu haben. “Spectrum” verändert sich von einer Farbe in die andere, und damit wandelt sich auch seine Identität. Jedes Werk ist abhängig von dem Platz innerhalb des umgebenden Raumes, an dem es angebracht ist, vom emotionalen Zustand des Betrachters und natürlich vom Geist des Künstlers, der bewusst Farben wählt und zusammenstellt. Durch diese endlosen Möglichkeiten der Farbkombinationen, die jede ein anderes Gefühl, eine andere Empfindung oder einen Gedankenprozess auslöst, ist “Spectrum” in gewissem Sinne ein Mediator, der einen Dialog zwischen dem Betrachter und dem Künstler herbei führt.

Green Parametric

Green Parametric, 2018, enamel on aluminium, 150 x 150 cm

Parametrics

Trotz der rapiden Veränderung mit dem Bau moderner Gebäude und mit der modernen Stadtplanung, haben sich  islamische Muster als Design Elemente in der zeitgenössischen Kultur Bahrains erhalten. Ihre rhythmischen, linearen und komplex ineinander verflochtenen Arabesken, die man verwendete, um die spirituellen Attribute der natürlichen Umgebung zu repräsentieren, waren oft in den Mashrabiyas, einem typischen Element der Architektur des Mittleren Ostens, eingearbeitet. Eine Mashrabiya war im allgemeinen ein im zweiten oder höheren Stockwerk eines Gebäudes herausragender Erker, der von einem aus Holz geschnitzten Gitterwerk umschlossen wird. Ihr ursprünglicher Zweck war es, die Privatsphäre in der Weise zu schützen, daß die Bewohner nach draußen schauen, aber von draußen nicht gesehen werden konnten. Gleichzeitig spendeten sie Schatten und Schutz vor der sengenden Hitze, wobei stets ein leichter Luftzug hindurch wehte. Diese harmonisierende Funktion und ihr metaphorisches Potential inspirierte den Künstler dazu, diese Erfahrung in dem nachvollziehbar zu machen, was er seit 2018 als seine “Parametric Serie” bezeichnet. Diese Arbeiten sind auf kontrastierenden und auf scheinbar gegensätzlichen aber dennoch komplementären Elementen aufgebaut  –  Positiv und Negativ, Licht und Dunkel, Innen und Außen  –   und repräsentieren die Suche des Künstlers nach Ordnung und Symmetrie. Wir sehen auch die spirituelle Dimension, die er bei der Gestaltung seines physischen Werks berücksichtigt als Verweis auf die transzendente und ephemere Natur von Licht und Schatten.

Mobile Column I

Mobile Column I, 2018, enamel on stainless steel, 175 x 150 x 150 cm

Mobiles

Fast wie computergenerierte Architekturmodelle, wie skulpturale Blueprints, die im Raum schweben und in der Zeit dahin gleiten, sieht Al Khalifa’s “Mobile Columns Serie” aus. Arbeiten wie “Mobile Column I” (2018) sind auch Hinweis auf die Vernetzung urbaner Räume. Seine mathematisch berechnete Zusammenstellung  elementarer  architektonischer Elemente resultiert in einer außergewöhnlichen Komposition, wobei innere und äußere Räume und Perspektiven miteinander verbunden sind und einander ergänzen und stützen. In ähnlicher Weise basieren die “Parametric” Wandarbeiten des Künstlers auf aufgerolltem und verflochtenem Aluminium, um ein ineinander greifendes Muster zu erzeugen. Die rhythmische Natur dieser Art von Wiederholung macht den Wunsch des Künstlers deutlich, gleichzeitig Ordnung und Symmetrie herzustellen und dabei auch eine Bildwelt zu schaffen, die sich mit ihrer Umgebung verändert und transformiert. Indem er dieses Design Paradigma benutzt, ist er in der Lage, beides, komplexe Geometrie und Strukturen, zu bilden und zu manipulieren, um Natur zu simulieren und Formen zu beleben.

Spherical-Compression-in-Grey,-2020,-Enamel-on-Aluminium,-150-x-150-cm

Spherical Compression in Gray, 2019, enamel on aluminum, 150 x 150 cm

Hybrids

In vieler Hinsicht war es die Vollkommenheit der Form des Kreises und Rashids wachsender Wunsch, etwas Makelloses und Präzises zu schaffen, was ihn antrieb, sich weiter mit Minimalismus zu beschäftigen. Indem Rashid sich auf eine Vereinfachung seiner Werke konzentrierte, begrüßte er die Herausforderung, Formen zu schaffen, die auf Details verzichteten, wodurch eine Gesamtwirkung von Ruhe und Harmonie entstand. Mit seiner robusten und  festen Beschaffenheit liefert Aluminium eine perfekt glatte Oberfläche, auf die die matte Lackmalerei aufgetragen werden kann. Das Ergebnis sind glatte und makellose Formen. Ihre Dynamik und ruhige Ausstrahlung haben sie ihrer Schlichtheit zu verdanken. Indem Rashid die bildhaften und fiktiven Aspekte seines Narrativ zugunsten aktueller und skulpturaler Belange weg lässt, ist er Schöpfer von Objekten, wobei er das Gleichgewicht zwischen positiven (oder nicht-weißer Raum) und der Nutzung von negativen Räumen in seiner ästhetischen Komposition sucht. Mit anderen Worten, seine konkretisierte, verdichtete, philosophisch aufgeladene Geometrie. Rashid produziert spezifische und erkennbare Strukturen, die eine Kategorie einnehmen, die nicht leicht als Malerei oder Skulptur klassifizierbar ist und dabei simple Assoziationen mit traditionellen Konventionen vermeidet.

Biography

Rashid Al Khalifa, der 1952 im Königreich Bahrain geboren wurde, hatte seine erste Solo Ausstellung 1970 im Dilman Hotel in Bahrain, als er gerade erst 18 Jahre alt war. 1972 zog er nach London, um in Sussex am Hastings College of Arts and Technology zu studieren. Nach seiner Rückkehr nach Bahrain, im Jahr 1978, begann er, inspiriert von den großen europäischen Meistern impressionistischer Kunst, seine eigenen malerischen Interpretationen der Landschaften seiner Heimat. Er schuf eine Reihe von stimmungsvollen Gemälden von der Wüste, dem Meer und von historischen Stätten. Diese Arbeiten wurden zuerst 1982 am Middle East Institute in Washington, D.C. in den USA und im Sheraton Hotel in Bahrain präsentiert. Während seiner malerischen Entwicklung reagierte Rashid Al Khalifa auf bestimmte Kunstbewegungen und Stile wie auf die Geometric Abstraction, auf die Hard Edge oder auf die Color Field Malerei.

Die wichtige Entscheidung des Künstlers, Elemente seiner figurativen Arbeiten und seiner Landschaftsmalerei in den späten 1980er Jahren zu vermischen, war ganz bewußt getroffen. Ihn trieb ein höherer Sinn für Individualität an, die der Stimmung und der Aura seines eigenen Umfeldes nachstrebte. Seine weiblichen Figuren wurden kaum noch entzifferbar, da Spuren von Stoff, Andeutungen von Körpergliedern und Bewegungen und Kaskaden von Haaren sich innerhalb der verschmelzenden Farben der Landschaft auflösten.

Rashid’s weitere Transformation seiner Arbeit in den frühen 1990er Jahren ist gekennzeichnet von seinem Wunsch, seine vorherige gestische und flüchtige Malweise zu begrenzen und zu verändern. Langsam wurde er kontrollierter, mehr dekorative Elemente wurden in seine Bildwelt eingebracht. Diese Serie von Arbeiten wurde zuerst 1996 in Solo Ausstellungen in der De Caliet Galerie in Mailand in Italien und in der El Kato Kayyel Galerie in Mailand in Italien gezeigt und 1997 bei der Shuman Arts Organisation in Jordanien. Während dieser Zeit experimentierte Rashid auch mit der Verwendung und  den Gestaltungsmöglichkeiten von Leinwänden. Aus drei Leinwänden bildete er ein trianguläres Prisma. Auch wenn er die entstandene Dreidimesionalität schätzte, welche es möglich machte, dass die Arbeit von alleine im Raum stehen konnte, so dass der Betrachter sie aus allen Winkeln sehen konnte, war er mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Weitere Recherchen und eine unbeabsichtigte Entdeckung resultierten in den für ihn charakteristisch gewordenen “convex canvas” (konvexen Leinwänden), die Ende der 1990er Jahren entstanden.

Anfang des Jahres 2000 wurde diese Art von Leinwand zum Hauptträger, auf den der Künstler alle seine Bildsujets – Landschaft, figurative und abstrakte Ausdrucksformen – aufbrachte und mit seiner eigenen Colorfield Sprache verband. Von 2006 an erhielt seine Methode zusammen mit seiner fortgesetzten Anwendung einer leuchtenden und lebendigen Farbgebung einen konzeptionellen Rahmen. Organische Formen und ungewöhnliche Muster wirbelten umeinander und erlaubten das Entstehen einer belebten und abstrakten Bildwelt. Um das Jahr 2009 erfuhr seine Arbeit einen definitiven Wandel, bei dem die vormals ausgeprägten Linien und deutlichen Formen der letzten 1990er Jahre zu einer Synthese von Farbe und Zeichen wurden. Breite Farbstränge wurden pastos aufgetragen und dann durch Ritzen und Kratzen bearbeitet, um die restlichen Farbschattieungen und Bildelemente unter der Oberfläche sichtbar zu machen.

Bei der Verwendung der konvexen Oberfläche während mehr als einer Dekade entwickelte Rashid methodisch und kontinuierlich seinen Stil in einer mehr minimalistischen Weise. Im Jahr 2010 zeigte eine wichtige Solo Ausstellung mit dem Titel “Convex: A New Perspective” (Konvex: eine neue Perspektive) im National Museum in Bahrain eine große Auswahl seiner Arbeiten, die seine Reise mit dieser neu gefundenen Form und ihrer einflussreichen Rolle auf seinen Stil und seine Praxis dokumentierte. Zusammen mit seinem frühen malerischen Werk, stellte er auch eine neue Serie von mit Lack bemalten und mit Stoffe beklebten Arbeiten vor, die die Krümmung der Leinwand komplementierten. Rashid manipulierte diese Materialien, um die Möglichkeiten zu schaffen, dass Licht unterschiedlich auf jede der Oberflächen fallen kann und dadurch seine vielschichtige Relieftechnik betont  wird. Das Maß seiner Bilder wurde größer, und die Bildwelt selbst dunkler und intensiver in ihrer Aussage, mit viel größeren dramatischen Effekten. Im Wesentlichen zeigen diese “neuen Perspektiven” die Veränderungen in der Körperlichkeit von Rashid’s Arbeit und gingen parallel einher mit seiner persönlichen Entwicklung. Seine fortlaufenden Experimente machten sein Bedürfnis und seine Offenheit für Innovation und Erneuerung deutlich.

In dieser Phase begann Rashid in einem noch größerem Ausmaß die Suszeptibilität, die Funktionsweise und die geometrischen Prozesse zu beachten und gleichzusetzen, die in gewissen Aspekten des Designs und der Archtektur involviert sind, die er in Bahrain in den sich ständig verändernden Landschaften visualisierte. Er fing an, diese Erkenntnisse schnell in seine Arbeit zu integrieren. Die strahlenden, sanften, mit Lack bemalten Oberflächen, die man viel in seinen Werken aus 2010 und 2011 sieht, zeigen seine Affinität zur Symmetrie und Harmonie in Form und Zweck. Gegen Ende des Jahres 2011 führte Rashid dies  weiter, indem er mit Chrom experimentierte, was ihm erlaubte, darüber zu malen, und die Reflexe seiner Umgebung zu verändern und zu verformen. DieserTeil seines Werks wurde im folgenden Jahr in Einzelausstellungen im Bahrain Financial Harbour in Manama (2012), auf der Beirut Art Fair im Libanon (2012) und auf der Abu Dhabi Art in den Vereinigten Arabischen Emiraten (2012) gezeigt.

Im Mai 2015 nahm der Künstler offiziell an der 56ten Biennale in Venedig teil, einmal an der “Nomi/ Names” Ausstellung und des weiteren an einem begleitenden Event “The Eye of the Thunderstorm: Effervescent Practices from the Arab World”, das von dem Contemporary Practices Magazin aus Dubai durchgführt wurde. Im  Anschluß folgte seine Teilnahme mit einer arabischen Delegation von Künstlern an der TRIO Biennale in Brasilien, die der dreidimensionalen Kunst gewidmet ist.

Etwa um diese Zeit erhielten die konvexen Oberflächen von Rashid reliefierte Schichten von Aluminium, die er veränderte und bearbeitete, um darunter liegende Schichten sichtbar zu machen. Mit dieser Art von Technik gab er seinen malerischen Stil der früheren Jahre auf zugunsten einer makellosen und symmetrischen Oberfläche. Diese strukturelle Gestaltung und sein Wechsel zum Minimalismus ließ ihn auf die elementaren Formen des Design und ihre Empfänglichkeit für Licht und konsequenterweise für Schatten fokusieren. Im Jahr 2018 hatte der Künstler eine Solo Ausstellung mit dem Titel “Hybrids” in der Ayyam Galerie in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die diesen Wandel mit einer Auswahl von Werken deutlich machte, die in den Jahren zwischen 2015 und 2017 entstanden waren. Im selben Jahr bestimmte diese frische und innovative Vorgehensweise seine “Parametrics” Serie groß angelegter Installationen. Erstmalig wurden sie mit internationalem Erfolg in einer wichtigen Einzelausstellung unter dem Titel “Penumbra: Textured Shadow, Coloured Light” in der Saatchi Galerie in London gezeigt. Im Jahr 2019 stellte Rashid Al Khalifa ene Auswahl seiner Parametrics und Mobile Columns im MeCollectors Room in Berlin unter dem Titel “Transverse Wave” kuratiert von Karin Adrian von Roques und Hauke Ohls, aus. Zusammen mit dem Werk von Mary Bauermeister  und der Komposition von Simon Stockhausen, lotete die Ausstellung die Beziehung zwischen den konstruktiven Elementen und Prinzipien an dem entsprechenden Werk jedes beteiligten Künstlers aus.

Rashid Al Khalifa’s jüngste Arbeiten setzen sich weiter mit den unzähligen Varianten und der Dynamik von Licht und Farben auseinander, die charakteristisch für Bahrain’s geographische und kulturelle Vielfalt sind. Sein aktuelles Interesse liegt an der Interaktion von diesen Eigenschaften, um seine kühnen Interpretationen seines kulturellen Erbes weiter anzuregen. Mit den großartig gestalteten Gefüge von Strukturen, die akribisch genaue Formen und komplexes Design umfassen, steht Rashids Ausübung der Kunst für einen zeitgenössischen Beitrag zum traditionellen Design und zur Architektur des Mittleren Ostens.

Translation: Karin Adrian von Roques

adriankunst@online.de

Tel +49 177 2142547

Spectrum Series

Spectrum Series, 2021, enamel on aluminium, 150 x 450 cm

Green Parametric

Green Parametric, 2018, enamel on aluminium, 150 x 150 cm

Mobile Column I

Mobile Column I, 2018, enamel on stainless steel, 167 x 115 x 115 cm

Spherical-Compression-in-Grey,-2020,-Enamel-on-Aluminium,-150-x-150-cm

Spherical Compression in Gray, 2019, enamel on aluminum, 150 x 150 cm